Werdegang der Hilfsorganisation „Fenster für Mostar“ und des Vereins WERKE statt WORTE e.V.
Durch eine Pilgerreise im Herbst 1994 in den Marienwallfahrtsort Medjugorje begannen die Aktivitäten der privaten Hilfsorganisation “Fenster für Mostar”.
Der Besuch der Vororte von Mostar die Gespräche mit den notleidenden Menschen die in den Resten ihrer Häuser hausten in denen teilweise nur noch wenige Wände standen, eine Plastikfolie notdürftig das Dach ersetzte, dies war die Geburtsstunde der Gruppe "Fenster für Mostar".
Von den Erlebnissen in Mostar und Umgebung tief bewegt überlegten wir uns wie wir als Privatleute den Menschen helfen können. Da der Winter vor der Türe stand, kam uns die Idee gebrauchte Türen und Fenster zu sammeln, um wenigstens die Häuser für den Winter dicht zubekommen. So entstand die Gruppe „Fenster für Mostar“. Zuhause angekommen starteten wir einen Aufruf in der lokalen Presse "Wer hat gebrauchte Fenster und Türen abzugeben?". Die ersten Fenster holten wir mit kleinen Pkw-Anhängern ab und lagerten sie in einer Scheune in Löffelsterz ein. Diese Aktionen zogen sich wochenlang jeden Abend hin, bis wir immer samstags, unterstützt von Freunden und Nachbarn mit großen und kleinen Pkw-Anhängern und mit einem Lkw, Fenster und Türen sammelten. Die erste Hilfslieferung bestand aus Lebensmitteln, Hygieneartikeln, Kleidung, Fenstern, Türen, Waschbecken, Badewannen, usw. . Der Transport wurde von uns persönlich durch das Kriegsgebiet begleitet.
Um ein bisschen die Problematik zu verstehen muss man wissen, dass zur damaligen Zeit, also im Herbst 1994 als Krieg in Bosnien herrschte, viele Ladungen von Lkws mit humanitären Hilfsgütern verschwunden sind. Mit diesem Wissen im Hinterkopf hatten wir nur Vertrauen zu unseren eigenen Kontaktleuten in Medjugorje. Diese Leute waren Herr Ivan Ivankovic, einen Mann der über 30 Jahrein Kempten in Deutschland gearbeitet hatte und selbst auch mit Hilfe von Geldern von Pilgern den Menschen in Not half. Ebenso der Guardian des Franziskanerklosters in Mostar Ivan Sevo, der später auch mit unserer Hilfe wieder seine Kirche aufbaute. Die dritte Person war Pater Slavko Barbaric aus Medjugorje, dem wir finanziell beim Bau eines Kinderdorfes (6 Waisenhäuser) unterstützen durften.
Das größte Problem wurde mit der Zeit die Lagerung der Hilfsgüter. Durch Zufall hörten wir von einem leerstehenden Raiffeisenlager in Humprechtshausen. Die Chefs der Raiffeisen überließen uns das Lager für ca. eindreiviertel Jahr kostenlos. Von dort aus starteten im Frühjahr 1996 ca. alle 14 Tage zwei Sattelschlepper in Richtung Bosnien-Herzegowina. Während dieser Zeit haben wir unterstützt den Kirchenneubau der Franziskanerkirche in Mostar, den Neubau von Waisenhäusern in Medjugorje, den Aufbau einer Betonmischanlage (aus den Einnahmen hiervon werden Witwen und Waisen unterstützt) in Citluk, den Neubau eines Einfamilienwohnhauses in Jasenica (Mostar), die Einrichtung von Bädern für Witwen in Jasenica (Mostar). Hunderte von Häusern in Mostar und Umgebung hatten wieder Fenster und Türen um die Winter zu überstehen. Das ausgebrannte Franziskanerkloster in Mostar erhielt den größten Teil seiner Einrichtung während des Krieges von uns.
Durch den Besuch des Franziskanerpaters Leonhard Orec aus Rom im November 1998, wurde unsere Aufmerksamkeit auf die Situation im Kosovo gelenkt. Als dann die Bombendurch die NATO am 24. März 1999 auf Belgrad fielen, haben wir uns entschlossen den Flüchtlingen aus dem Kosovo, in der albanischen Hafenstadt Durres zu helfen. Wir sammelten Lebensmittel, Hygieneartikel, Kleidung, Betten, Matratzen und Schulsachen für die Flüchtlinge.
Am 20. Juli 2002 fand ein für uns sehr wichtiges Ereignis statt. Die Gruppe „Fenster für Mostar“ gründete einen Verein mit Namen „WERKE statt WORTE e.V.“. Hintergrund dieser Vereinsgründung war der Umfang und Arbeitsaufwand den unsere Aktion im Laufe der Jahre angenommen hat. Wir haben im Herbst 1994 mit dem ersten Lkw begonnen. Damals ahnte niemand, dass aus diesem einen Lkw 489 werden sollten. Für diese Lkws mussten Fracht- u. Zollpapiere erstellt werden. Dies hat die Caritas Schweinfurt und die Kath. Kirchenstiftung Löffelsterz getan. Es mussten Spendenquittungen erstellt und das Spendenkonto geführt werden. Die Verwaltungsarbeit nahm immer größerer Dimensionen an. Dies wollten wir der Caritas und der Kirchenstiftung nicht mehr zumuten. Durch unsere Eigenständigkeit können wir diese Dinge selbst erledigen. Wir sind unabhängig von Urlaubs- u. Öffnungszeiten, müssen die Papiere nicht zwei Tage vorher beantragen und können auf unvorhergesehene Situationen sofort reagieren. Die Ziele des Vereins WERKE statt WORTE e.V. und seiner 171 Mitglieder sind immer noch die gleichen - Hilfe für Menschen in Not, gleich welcher Konfession.
Mittlerweile gehen unsere Hilfsgüter überwiegend nach Ostslawonien (Kroatien), in die Orte Vukovar, Vinkovci und Ivankovo an der Grenze zu Ungarn und Serbien. Die Not der Bevölkerung dort ist immer noch sehr groß. Das Dekanat Vinkovci hat ein Projekt „Hauspflege“ ins Leben gerufen das wir mit Lieferungen von Pflegebetten, Rollstühlen, Rollatoren und sonstige Pflegehilfsmittel unterstützen. Bei diesem Projekt werden pflegende Angehörige entlastet indem sie diese Pflegehilfsmittel unentgeltlich geliehen bekommen.
Zur Weihnachtszeit liefern wir alljährlich durch unsere Aktion „Familien helfen Familien auf dem Balkan“ hunderte von Paketen mit Lebensmitteln. Diese werden an die Ärmsten der Armen verteilt. Desweitern unterstützen wir finanziell die Aktionen „Brot und Milch“ in Vukovar und „Holz und Kohle“ in Vinkovci. „Brot und Milch“ hat das Ziel den Kindern in Vukovar wenigstens einmal täglich eine warme Mahlzeit zu ermöglichen. „Holz und Kohle“ in Vinkovci unterstützt arme Menschen mit Heizmaterial für die kalten Winter.
In Bosnien-Herzegowina unterstützen wir das Seniorenheim „Domanovici“ in Caplijna. Dies in Form finanzieller Mittel, mit Pflegebetten, Rollstühlen, Rollatoren, Erwachsenenwindeln, sonstige Pflegehilfsmittel, Möbeln und mit Lebensmitteln.
Das Projekt „Fonds für kinderreiche Familien“ unterstützten wir von 1998 bis 2002 mit Lieferungen von Möbeln, Baumaterialien, Fenstern, Türen, Badewannen, usw. bei der Renovierung maroder Häuser armer, mitteloser und kinderreicher Familien. Leider verstarb am 11. August 2022 Frau Schwanhild von Heintschel-Heineeg. Sie war unsere Ansprechpartnerin beim Projekt „Fonds für kinderreiche Familien“ der 1998 gegründet wurde. Sie organisierte die Verteilung unserer Hilfslieferungen von Lebensmittel, Medikamente, Krankenbetten, Windeln, Heizöfen, Möbeln und Baumaterialien für die notleidenden Familien. Leider hat sich für Schwanhild kein Nachfolger:in gefunden, der ihre Arbeit weiterführte.
Für Lieferungen in die Ukraine, nach Rumänien und Russland arbeiten wir eng mit der Organisation Osteuropahilfe - „Triumph des Herzens“ aus der Schweiz zusammen. Mitglieder unseres Vereins in der Filiale Rosenheim verladen ebenfalls Sattelzüge mit Kleidung, Möbeln, Krankenhausbetten, Sanitärartikeln, etc. für Bedürftige in diesen Ländern.
Eine besondere Aktion hatten wir für die Ukraine - Das Projekt „Mutter und Kind in Not“. Dies war eine Direkthilfe für bedürftige Mütter und schwangere Frauen in der Ukraine. Für diese Mütter stellten wir Hilfspakete zusammen welche die notwendigsten Sachen für das Baby bis zum zweijährigen Kind beinhalteten. 8.190 Pakete haben unsere fleißigen Helferinnen in Rosenheim gepackt. Jedes dieser Pakete enthielt Babykleidung, Handtücher, Schlafsäcke, Pflegeartikel, Trinkfläschchen, Schnuller, Stoffwindeln und vieles mehr. Wir haben auch noch für jedes Paket für ca. 20 Euro Sachen zugekauft wie Windeln, Cremes, Fläschchen, Schnuller, etc. Nach 22 Jahren haben wir am 8. Juli 2024 die Hilfslieferungen für „Mutter und Kind in Not“ beendet. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, sie hatte aber einen guten Grund. Insgesamt wurden in 22 Jahren 8.190 Mutter-Kind-Pakete gepackt und verladen. Auch 1.403 Kinderwagen, 32.577 Pakete mit Kleidung, 160 Rollstühle, 318 Rollatoren, 592 Pakete med. Hilfsmaterial, viele Pakete Haushaltswaren, Hygieneartikel, Badewannenlifter, Schränke, Stühle, Fahrräder, Bettwäsche, Spielsachen, Matratzen und vieles mehr. Die Verladungen der Sattelzüge waren immer ein enormer Kraftaufwand für die Helfer:innen. Die Helfer:innen waren im Schnitt 80 Jahre und durften in den wohlverdienten Ruhestand gehen.
Seit Juli 2021 unterstützen wir auch den Brunnenbau in Nigeria. In der Heimatregion unseres Kaplans Benjamin Odo aus Nigeria laufen Frauen und Kinder, besonders in der langen Trockenzeit, oft kilometerweit um Wasser aus Bächen und Tümpeln zu holen. Das Wasser ist nicht sauber oder klar. Dies führt zu Durchfall der bei geschwächten Kindern oft tödlich endet. Auch Typhus, Cholera und Hepatitis A sind eine ständige Bedrohung. Mit großen schweren Kanistern auf dem Rücken, auf dem Kopf, auf Schiebekarren, Fahrrädern und Mofas, laufen und schieben die Menschen stundenlang die schwere Last in der heißen Sonne. Das Brunnenprojekt unseres Kaplans Benjamin Odo aus Nigeria beabsichtigt die Gemeinschaft der Menschen durch das Bauen von Brunnen zu stärken, Mut zu machen und dadurch den Frieden zwischen den Menschen zu erreichen und das Leben der Familien im besonderen Maße zu erleichtern. Daher bauen wir mit Ihren Spenden Wasserbrunnen, mit mehreren Wasserhähnen und ermöglichen den Bedürftigen eine große Erleichterung in ihrem Leben. Ein Wasserbrunnen versorgt ein ganzes Dorf und somit mehrere Familien. Es konnten bereits sechs Brunnen in Betrieb genommen werden. Frisches, sauberes Wasser für die Menschen. Die Freude und Dankbarkeit der Bevölkerung war riesig. Mit den erhaltenen Spenden konnten wir die Not der Menschen lindern. Weitere Brunnen sind in Planung.
Dies alles können wir nur leisten durch die Hilfe unserer vielen treuen Helfer:innen, Spender:innen und durch unsere ehrenamtlich tätigen Mitarbeiter die uns seit vielen Jahren unterstützen.
Schon bald soll der 490. Hilfstransport beladen werden. Der Verein WERKE statt WORTE e.V. bittet, diesen wieder in großer christlicher Nächstenliebe durch Sach- und Geldspenden zu ermöglichen.
Wir danken im Namen der vielen notleidenden Menschen, für die Spenden und die Unterstützung die uns in den letzten Jahren zuteil geworden ist.
WERKE statt WORTE e.V.
WERKE statt WORTE e.V.
Flessabank Schonungen: IBAN: DE27 7933 0111 0001 4403 60
Volksbank Rosenheim: IBAN: DE82 7116 0000 0000 2620 30 Stichwort „Mutter und Kind in Not“
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